Mitgliederversammlung 18.6.2020

Auf der Mitgliederversammlung 2020 des Vereins Pro Danube Austria (PDA) bekräftigten die Teilnehmer ihre Verbundenheit zur Wasserstraße Donau. Die Corona-Krise trifft die Unternehmen der Binnenschifffahrt weniger hart wie das monatelange Niederwasser im Herbst 2018. Doch es bleibt weiterhin viel zu erledigen.

SCHALLABURG. Schon in normalen Zeiten müssen bei der Ausübung der Binnenschifffahrt viele Einflussfaktoren berücksichtigt werden. In der Corona-Krise sind die Verantwortlichen noch mehr gefordert. Dabei ist die Klärung der Fragen im Zusammenhang mit den Wasserständen, Energie- und Frachtkosten noch die einfachere Übung. Auch der Themenkomplex der Vertragsgestaltung gehört zur täglichen Routine. Problematischer gestaltet sich die Be- und Entladung der Schiffe in den Binnenhäfen beziehungsweise die Durchführung von grenzüberschreitenden Verkehren.

Zwar sind auf der Donau funktionierende Abläufe sichergestellt. Immerhin gehören die Binnenhäfen zur kritischen Infrastruktur. Jedoch können sich bestimmte Abläufe verzögern.

Auch für die technischen Inspektionen und für gewisse Zertifizierungen mussten die Unternehmen in den vergangenen Wochen einen längeren Zeitaufwand einplanen, berichteten Mag. Manfred Seitz, Generalsekretär der Donaukommission, und Herfried Leitner von TTS Österreich auf der Mitgliederversammlung von Pro Danube Austria. Die Veranstaltung auf der Schallaburg vermittelte einen guten Eindruck von der aktuellen Situation in der Binnenschifffahrt. Sie war aber auch für die Aufnahme von neuen Mitgliedern in den Vorstand (Andreas Jirkowsky von der RWA AG) und in den Beirat (Dr. Robert Lichtner vom Danube Strategy Point Vienna und Dr. Christian Moser, Geschäftsführer Moser Group und Vizepräsident der Wirtschaftskammer Niederösterreich) geprägt.

Eines steht schon jetzt fest: Auch den Anbietern von Transportlösungen auf der Donau wird 2020 als besonders herausforderndes Jahr in Erinnerung bleiben. Zwar sind die vorübergehend registrierten Verzögerungen bei der Schiffsabfertigung in den Binnenhäfen und bei den Grenzkontrollen zuletzt deutlich gesunken. Man kann sagen, die Situation hat sich weitgehend stabilisiert. Auch passen die Wasserstände und sind die Binnenschiffe gut ausgelastet. Allerdings sollten sich die verladende Wirtschaft und die Unternehmen noch auf längere Laufzeiten einstellen. „Je weiter man nach Südosteuropa schaut, umso größere Auswirkungen zeigt die Corona-Krise“, berichtete Herfried Leitner. Statt 14 Tage könnten die Transporte auf der Wasserstraße bis zu 19 Tage dauern.

Ein großes Problem für die Binnenreedereien war und ist der Austausch der Schiffsmannschaften. Speziell die aus den Balkan-Staaten stammenden Mitarbeitenden können die Binnenschiffe teilweise nur in ihren Heimatländern verlassen. Dadurch entstehen den Reedereien erhebliche Zusatzkosten.

Das ist für eine Branche, deren Mitglieder aufgrund der enormen Konkurrenzsituation kaum Rücklagen für schwere Zeiten bilden können, ein arges Handicap. Hinzu kommen beträchtliche Einbußen beim Geschäftsvolumen. So zeichnet sich im Sektor Petrochemie ein Rückgang von Umsatz und Ertrag in der Größenordnung von rund 30 Prozent ab. Bei Mineralien und Erzen wird ein Minus in der Bandbreite von 25-30 Prozent erwartet. Und in der Chemie dürfte circa ein Viertel der Aufträge wegfallen.

In diesem Szenario kann die Donaulogistik jede erdenkliche Unterstützung brauchen. So bekräftigte Manfred Seitz in seinen Ausführungen die Bedeutung der fortgesetzten Maßnahmen zur Sicherstellung von stabilen Fahrwasserverhältnissen in allen Donauanrainerstaaten – trotz der finanziellen Einschränkungen in den öffentlichen Haushalten. Dies gegebenenfalls durch die Teilnahme an Programmen der Europäischen Union. Weitere geeignete Mittel zur Förderung der Binnenschifffahrt auf der Donau wären die Beseitigung von administrativen Hindernissen oder die Reduktion von Gebühren etwa am Schwarzmeerkanal, begleitet von staatlichen Beihilfenprogrammen für Initiativen zur Digitalisierung und Effizienzsteigerung der Donauflotten. Nicht zu vergessen die Entwicklung von neuen Märkten wie zum Beispiel der Transport von grünem Wasserstoff, was dem Klimaschutz in doppelter Hinsicht neue Impulse verleihen würde.

Die Präsentation“Ziele und Aufgaben der Donaukommission sowie konkrete Aktivitäten im Zusammenhang mit COVID-19” von Mag. Manfred Seitz und Herfried Leitner finden Sie im geschützen Mitgliederbereich „Vereinsinfo“.

Foto: Andreas Jirkowsky, DI Horst Felbermayr, Mag. Fritz Lehr, Mag. Otto Schwetz, Herfried Leitner, MSc